Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kerala und Dasara

Die letzten Wochen waren wirklich ereignisreich! Vom 3. bis 14. Oktober war ich zusammen mit drei anderen Freiwilligen in Kerala an der indischen Westküste. Der Urlaub begann mit einigen Premieren - zum ersten war es der erste "Backpacker"-Urlaub für mich, zum zweiten bin ich zuvor noch nie 19 Stunden Zug gefahren, und zum dritten war ich noch nie so südlich auf unserem Globus!




Nach einer wirklich nervenraubenden Zugfahrt auf der wir auch erste Erfahrungen mit Korruption gesammelt haben sind wir in Trivandrum, Keralas Hauptstadt, angekommen. Die Stadt an sich hat nicht wirklich viel zu bieten, und so sind wir am nächsten Tag nach Kovalam im Süden Trivandrums gefahren. Kovalam ist bekannt für seinen Strand - dank Monsunregens hatten wir leider nicht allzuviel davon. Stattdessen haben wir uns in die German Bakery gesetzt und uns über all die deutschen Köstlichkeiten auf der Karte gefreut.

Nach zwei Nächten in Trivandrum sind wir weiter in den Norden nach Varkala gefahren, einem kleinen, sehr touristischen Ort an der Steilküste. Dort haben wir ein kleines Hotel gefunden, wo das Doppelzimmer mit Meerblick keine 10€ die Nacht gekostet hat - was will man mehr!
Am ersten Tag hat das Wetter leider nicht wirklich mitgespielt, und auch das Schwimmen war nicht erlaubt. Aber dann, am zweiten Tag! Die Sonne kam raus, und wir haben uns in die (wirklich hohen!) Wellen des Arabischen Meeres gestürzt. Ansonsten haben wir Abends den frischen Fisch genossen den es überall entlang der Küste zu essen gab und tagsüber einfach die Seele baumeln lassen. Varkala ist wirklich herrlich ruhig, keine hupenden Autos, nur das rauschen der Wellen. Man hat das Gefühl ganz weit weg vom "wahren" Indien zu sein, auch weil man fast nur Europäer umherlaufen sieht.
Letztendlich haben wir 3 Nächte in Varkala verbracht, bevor wir weiter nach Allepey gefahren sind. Allepey liegt am südlichen Ende der Kerala Backwaters und gilt aus Ausgangspunkt für Hausboot-touren, und genau das war auch der Grund für unseren Besuch. Wir hatten uns mit (fast) allen anderen Freiwilligen in Allepey verabredet, um uns dort für eine Nacht ein solches Hausboot zu mieten. Mit insgesamt 25 Leuten ging es dann aufs Boot. Ein echt großes Schiff mit mehreren Schlafzimmern und einem großen, überdachten Deck zum sitzen. Verpflegung war inklusive, und wieder gab es leckeren Fisch. Auf dem Deck wurden viele Unterhaltungen geführt, Erfahrungen und Eindrücke ausgetauscht, viel gelacht und natürlich gefeiert. Wir waren natürlich auch ein wenig schwimmen in den Backwaters!
Der Tag auf dem Boot ging meiner Meinung nach leider viel zu schnell rum.

Nach einer kurzen Nacht auf dem Boot haben wir uns wieder von den anderen verabschiedet und sind weiter in den Norden Keralas, nach Ernakulam, einer wirklichen Großstadt an der Mündung der Backwaters. Gegenüber von Ernakulam, auf einer Halbinsel, liegt Fort Cochin - hier haben wir den Rest unseres Urlaubs verbracht.

In Fort Cochin merkt man deutlich den Einfluss der Portugiesen und der Holländer, die sich hier einst niedergelassen hatten. Kleine enge Gassen, eine alte Synagoge, ein jüdisches Viertel, wunderschöne Häuser und eine fast magische Atmosphäre. An der spitze der Halbinsel findet man die über 400 Jahre alten chinesischen Fischernetze, die fast schon das Wahrzeichen Keralas sind.

Am ersten Tag haben wir uns einfach treiben lassen und haben der Ort erkundet. Abends haben wir uns den Sonnenuntergang bei den Fischernetzen angeschaut, das war wirklich wunderschön!

Am zweiten Tag sind wir morgens zu einer Kanutour durch die Backwaters aufgebrochen, um auch mal in die kleineren Kanäle zu kommen. Die Tour war schön, aber nicht besonders spannend.

Nachmittags waren wir dann nochmal in Ernakulam, sind dort den Marine Drive entlang gelaufen und haben noch einmal den Sonnenuntergang am Hafen genossen. Abends gind dann unser Zug zurück nach Bangalore.

Zurück in Chamarajanagar haben uns die Kinder im Projekt freudig begrüßt. Allerdings dachten sie, wir wären in Deutschland gewesen! Das wir Urlaub in Indien machen fanden sie irgendwie komisch.

Nach 2 ruhigen Tagen im Projekt stand schon wieder ein Trip an - wir sind für 3 Tage nach Mysore gefahren, um dort die letzten Tage des Dasara-Festivals mitzuerleben. Beim Dasara-Festival feiern die Inder den Sieg der Göttin Durga über den Dämonenkönig Mahishasura.

Dasara feiert man fast überall in Indien, aber in Mysore wird es ganz besonders gefeiert. Schon Wochen vor dem eigentlichen Fest am 17.10. wird die ganze Stadt mit tausenden Lichterketten geschmückt. Besonders schön beleuchtet wird der Palast.

Am letzten Tag des Festivals gibt es dann eine große Parade - zu diesem Anlass kamen über 1,8 Mio. Touristen in das sonst eher beschauliche Mysore. Die Stadt war unglaublich voll, und wir waren mittendrin.

Am Tag der Parade war die Stadt hoffnungslos überfüllt mit Menschen, man kam kaum von einem Platz zum nächsten. Wir wollten uns natürlich die Parade ansehen und wussten zu erst nicht so wirklich, wie wir einen guten Platz ergattern sollten. Aber wir hatten Glück, ein Teebudenbesitzer hat uns für etwas mehr als 1€ einen Platz auf dem Dach seiner Bude verkauft; somit hatten wir dann einen super Platz direkt an der Straße. Unter uns herrschte ein wahnsinniges Gedränge um die Plätze in der ersten Reihe, und ich war ehrlich gesagt froh nicht dort unten zu sein.

Wie das halt so ist in Indien wusste keiner so ganz genau wann die Parade eigentlich losgeht, zwischen 12.45h und 16h wurde uns alles erzählt. Nach 2 Stunden warten in der prallen Mittagssonne ging es dann aber endlich los. Gleich zu Beginn der Parade kamen die Elefanten, bunt bemalt und geschmückt.

Die Elefanten sind so etwas wie das eigentliche Highlight der Parade, in der Zeitung las man schon seit Wochen jeden Tag etwas über die Tiere, ihre Namen kennt hier jeder.

Ansonsten bestand die Parade aus vielen Tänzern und Trommlern und war mit 4km Länge die längste Parade aller Zeiten. Es war eine sehr laute und farbenfrohe Angelegenheit, die Leute haben viel gejubelt und ich habe es genossen dem Treiben zuzusehen.

Jetzt haben wir noch bis zum 27. Oktober Ferien. Die Kinder haben ein Theaterprojekt, allerdings ist heute der Lehrer einfach nicht aufgetaucht, und somit herrscht ein wenig Langeweile. Am Wochenende werde ich nach Coorg fahren, das ist eine Bergregion im Westen Mysores, die bekannt ist für ihre Kaffee- und Gewürzplantagen.

Bis dahin, sonnige Grüße aus Indien!



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