Freitag, 24. September 2010

Die Akkas (=große Schwester) on Tour

Das letzte Wochenende haben wir für einen kleinen (aber feinen) Kurzurlaub genutzt. Sonntag Morgen habe ich erstmal das offizielle Frühstück verpasst – kein Problem, die Jungs haben mir einfach 2 Cocosnüsse von der Palme geholt, dazu noch 5 Sternfrüchte frisch vom Baum, fertig war mein Frühstück!

Dann kam der Friseur und hat allen Jungs die Haare abgeschnitten. Das war ein großer Spaß, ich hab manche Kids fast gar nicht mehr erkannt hinterher!

Nachmittags sind Susanne und ich nach Mysore gefahren, um dann dort auch zu übernachten. Wir haben uns vor Ort mit Georg und Patrick, zwei anderen Freiwilligen, getroffen. Zu erst gings zum Markt, dort haben wir uns mit allerhand frischem Obst eingedeckt. Danach haben wir uns in den Bus gesetzt und sind zu einem großen Staudamm gefahren, der im Nordwesten der Stadt liegt. Unterhalb der Staumauer ist eine große Parkanlage mit vielen Springbrunnen und Wasserfontänen. Nach Einbruch der Dunkelheit (d.h. ca. 19h) werden die Springbrunnen und Fontänen von bunten Lichtern angestrahlt. Die Atmosphäre dort war einfach Atemberaubend! Ich hatte plötzlich das Gefühl ganz weit weg von den lauten Straßen, den vielen Menschen und einfach allem hier zu sein – es war wirklich wie Urlaub. Wir sind durch den Garten flaniert, haben ein bisschen gepicknickt und haben einfach mal ein wenig abgeschaltet.

Nicht nur wir wollten die Abendstunden in den Gärten verbringen....

Zurück in Mysore haben wir uns dann noch mit ein paar Flaschen indischem Bier auf die Dachterrasse des Hotels gesetzt und den Abend gemütlich ausklingen lassen ;)

Am nächsten Tag waren wir auf eine hinduistische Hochzeit eingeladen. Eigentlich sollten wir um halb 12 da sein, aber wie das in Indien halt so ist, sind wir erst so gegen 1 eingetroffen. War aber auch nicht weiter schlimm, denn Braut und Bräutigam waren bis dahin auch noch nicht aufgetaucht.

Kurz darauf war es dann aber so weit, die beiden kamen von lauten Trommeln begleitet in die Wedding Hall. Vorne auf der Bühne stand ein kleiner Pavillon, in dem fand dann die eigentliche Zeremonie statt. Die Inder haben sich alle auf der Bühne gedrängt, und so wirklich viel haben wir von der Zeremonie nicht mitbekommen. Was wir gesehen haben war, dass das zukünftige Ehepaar eine Cocosnuss in den Händen gehalten hat, über die dann Milch gegossen wurde. Anschließend haben alle Gäste das Paar mit gelbem Reis beworfen. Was mir aber aufgefallen ist ist, dass weder Braut noch Bräutigam wirklich glücklich ausgesehen haben; arrangierte Hochzeiten haben wie ich finde trotz all der Musik und der bunten Farben was sehr bedrückendes an sich. Da bin ich doch froh das ich selbst entscheiden darf, ob und wenn ja wen ich mal heiraten möchte!

Die Hochzeitszeremonie mit dem nicht wirklich glücklich wirkenden Brautpaar



Helmut, Georg und Patrick mit Lungi und Palu, dem traditonellen indischen Rock für den Mann

Am Dienstag dann sollten wir eigentlich wieder arbeiten. Aber hier kommt ja meistens alles anders als man denkt, und so sind wir dann morgens spontan zu einem kleinen Ausflug in die B.R. Hills aufgebrochen. Die B.R. Hills sind ca. 50km von Chamarajanagar entfernt und wurden vor kurzem zu einem Tiger-Reservat erklärt. Inmitten dieses Reservats ist ein kleines Dorf, und in diesem Dorf hat Jaydev, unser Projektleiter, einer Farm. Diese Farm haben wir am Dienstag dann also spontan besucht.

Felder sucht man auf dieser Farm allerdings vergeblich. Alles ist grün und dicht bewachsen, man glaubt fast man wäre mitten im Wald. Am Boden wachsen Kaffeesträucher. Dazwischen stehen hohe Bäume, an denen Pfefferpflanzen emporwachsen. Und hier und da stehen Guavenbäume, Jakotabäume und Orangenbäume.

Die Farm wird von Ravi bewirtschaftet, einem Jungen aus unserem Projekt. Er hat uns erstmal ein paar frische Guaven und Orangen gepflückt, das war lecker!

Susanne und ich auf der Farm von unserem Chef

Die Farm mit Kaffeesträuchern, Pfefferpflanzen und (rechts im Bild) einem Jakota-Baum

Leider haben wir nur Dienstag Vormittag auf der Farm verbracht, danach gings dann wirklich zurück an die Arbeit. Aber wir werden dort bestimmt nochmal für ein paar Tage hochfahren!

Ihr seht, dieses Wochenende war wirklich wie ein kleiner Urlaub für uns. Und der nächste Urlaub steht schon vor der Tür, im Oktober sind hier die Desara Holidays. Vom 3. Oktober an wollen wir mit ein paar Leuten nach Kerala und dort die Küste hinauf reisen, um uns dann am 10. Oktober mit einer größeren Gruppe in den Kerala Backwaters ein Hausbooot zu mieten. Ab dem 15. Oktober wollen wir dann aber wieder in Mysore sein, um den Feierlichkeiten zum Desara Festival beizuwohnen. In Indien gibt’s halt immer was zu feiern! :)

Zu guter letzt noch ein kurzer Ausflug ins indische Tierreich; hier eine kleine Liste mit Tieren, die ich hier schon in freier Wildbahn gesichtet habe: Affen in verschiedenen "Ausführungen", Elefanten, Bisons, Riesenskorpione, Schlangen, Kakerlaken, Nashornkäfer, Papageien in den verschiedensten Farben und allgemein viele bunte Vögel!

Bis bald und herzliche Grüße aus dem wundervollen Indien

Samstag, 11. September 2010

Was feiern wir denn heute mal...?


Happy Ganesha Festival euch allen!! Heute haben wir keine Schule, denn heute wird dem "Elefanten-Gott" gehuldigt. Gestern Nacht um halb 12 standen unsere Küchenladys noch in ihrem Königreich und haben fleißig gekocht, damit das Utta (Mittagessen) heute was ganz besonderes wird.
Dieses Wochenende haben wir auch ne ganze menge Besuch hier im Projekt. Zwei ehemalige Bewohner, die jetzt beide Studieren sind hier, ebenso wie John aus den USA, der bis Montag bleibt und mit den älteren Kids einen Fotografie-Workshop durchführt. Hier ist also ne ganze Menge los!
Die Woche über ist so etwas wie Alltag eingekehrt, wobei das hier in Indien auch eher relativ ist. Manchmal erfährt man erst kurz vorher, dass am Nachmittag ein Ausflug geplant ist - aber egal, dann werden die Unterrichtsvorbereitungen eben auf die Nacht verschoben ;)
Unsere Englisch-Stunden sind auch gut angelaufen. Als erstes haben wir versucht, den Kindern die englische Satzstruktur näherzubringen, aber Subjekt, Prädikat und Objekt auf Englisch zu erklären ist komplizierter als es sich anhört!!
In unserer Conversational English Class haben wir gestern ein paar Spiele gespielt, und ich glaube die Kids hatten dabei so ihren Spaß.

Für alle, die sich wundern, warum bei Padmanabhaghowda "Heidi" auf der Stirn steht...die Zeichentrickserie ist hier bei den Kids äußerst beliebt!
Ansonsten lernen Susanne und ich fleißig Vokabeln, die Kinder bringen und Wörter wie Masea Kani bei, was "Meerjungfrau" heißt. Die Namen der einzelnen Speisen die wir hier immer bekommen sind uns leider noch nicht wirklich geläufig, ich weiß bisher nur, dass mein Lieblingsessen Keseri Bath heißt - so eine Art Grießbrei, süßlich, knallgelb und mit vielen Rosinen und Nüssen drin. Herrlich!! Idli mit Coconut-Chatni ist aber auch sehr beliebt.
Gestern war übrigens auch schon Schulfrei, das Ende vom Rammadan wurde gefeiert - allerdings nicht bei uns. Wir haben den Tag genutzt und ausgiebig mit den Kids gespielt. Dabei ist deutlich geworden, dass Cricket absolut nichtst für mich ist, Uno spielen und malen dagegen schon eher. Und die ersten Fahrversuche mit dem Moped haben auch erstaunlich gut geklappt!
Abends haben wir dann mit den älteren Jungs die zu Besuch da sind Tischtennis gespielt. Ich bin echt froh das die hier im Projekt so locker sind, denn so selbstverständlich ist das nicht als Mädchen mit den Jungs zusammenzuhocken!
Jetzt wurde grade die Glocke geläutet, ich glaube die Feierlichkeiten zu ehren Ganeshas beginnen - da darf Akka Marleen nicht fehlen! =)


Samstag, 4. September 2010

Und plötzlich hat man 41 Brüder und 22 Schwestern!


Der Campus mit den einzelnen Schlafhäusern der Jungs

Unser kleiner Garten/Acker mit Blick auf die Schlafhäuser


Der Ausblick von unserer Dachterrasse: Wirkliche Straßen gibts hier nicht, dafür ein Traumhafter Blick auf die Nilgiri Hills!

Chamarajanagar Main Street - typisch indisch irgendwie!


Ich bin jetzt seit einer Woche hier im Deenabandhu Home for Kids, und es gefällt mir immer besser. Unser Stundenplan ist mehr oder weniger fertig ausgearbeitet, und es besteht keine Gefahr, dass wir hier jemals Langeweile oder nichts zu tun haben ;)



Zeit/Tag

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Samstag

Sonntag

10 am

Schule

Schule

Unterricht vor-bereiten

Schule

Unterricht vor-bereiten

Schule und Conv. English für die Lehrer

Frei!!!

1.30 pm

Lunch

Lunch

Lunch

Lunch

Lunch

Lunch


2 pm

Schule

Schule

Schule

Schule

Schule

Garten


4.30 pm

Girls House

7 pm

bis

8.30 pm

Zeit zum spielen

7 pm

bis

8.30 pm

Zeit zum spielen

Garten u. Andere Projekte


6.30 pm

Beten


Beten


Beten

Beten


7-8.30 pm

Girls House

Kannada

Sprachkurs

in

Mysore

Conv. English für die Kids

Kannada Sprachkurs

in

Mysore

Conv. English für die Kids

Hausaufgaben

Spiele

Projekte


8.30 pm

Dinner


Dinner


Dinner

Dinner



Der Tag an sich beginnt für die Kinder um ca. 6 am mit dem Morgengebet (hier werden natürlich hinduistische Götter und Heilige angebetet), da schlafen wir allerdings noch. Um 8.30am gibt’s dann Frühstück, in der Zwischenzeit toben die Kids hier so rum oder klopfen auch mal bei uns an der Tür, weil sie mit uns malen wollen.

In der Schule unterrichten Susanne und ich jetzt die 6. und 7. Klasse in Englisch; das ist gar nicht mal so einfach, weil die Kinder uns kaum verstehen und eine etwas andere Art des Unterrichts gewöhnt sind als wir sie hier versuchen...außerdem sind wir ja nun auch keine richtigen Lehrer! Aber wir geben unser bestes. Zusätzlich sind wir noch ein bisschen mit im LKG (Lower Kindergarten) und im UKG (Upper Kindergarten). Wir spielen dort mit den ganz kleinen Kids ein paar Spiele und versuchen, denen die ein oder andere englische Vokabel beizubringen. Ganz oft versuchen die Kinder auch, uns ein paar Kannada Vokabeln beizubringen...so haben wir also alle was von der Zeit ;)

Gestern haben wir die erste Unterrichtseinheit im Conversational Englisch für die Kids gehalten, das hat schon Spaß gemacht. Der Vorteil ist, dass die Kinder mit uns Englisch sprechen MÜSSEN, weil wir sie ja sonst einfach nicht verstehen! Mal gucken wie sich diese Stunden noch so entwickeln.

Sonntags haben wir frei, und die Zeit nutzen wir dann um nach Mysore zu fahren und da was mit den anderen Volunteers zu unternehmen. Falls wir mal nicht nach Mysore fahren gibt es hier aber auch genug zu tun, 41 Jungs und 22 Mädels wollen beschäftigt werden!

Was mir hier aufgefallen ist ist die Tatsache, dass die Kinder hier alle viel selbstständiger und auch irgendwie ausgeglichener sind als gleichaltrige Kinder in Deutschland. Jeder räumt hier brav seinen Teller ab und spült den auch äußerst akribisch ab nach dem Essen. Geweint hat in der Woche in der ich jetzt hier bin noch niemand, und übers Essen meckert erst recht keiner! Nachmittags spielen alle zusammen Cricket oder toben einfach nur herum. Ein paar Jungs kümmern sich noch um Laxmi, die Kuh, und gießen die Pflanzen auf unserm Acker.

Die Kinder wirken alle sehr zufrieden und glücklich hier in dem Projekt, und ich habe das Gefühl, dass die Projektleitung sich wirklich um jedes Kind individuell kümmert und es dort unterstützt, wo es nötig ist. Von daher freue ich mich sehr, dass ich jetzt ein Teil von dem Projekt bin und meinen Beitrag dazu leisten kann!