Mittwoch, 2. Februar 2011

Die Zeit ist reif!


Indien – das klingt nach Farben, die die Augen verzaubern, nach Düften, die die Nase betören, nach Gewürzen, die einem das Wasser in den Mund treiben, nach Menschen, die die Seele berühren. Es tut uns leid, aber so ist es nicht. Indien raubt einem die Sinne – aber nicht so, wie ihr das vielleicht denkt. Nach 6 Monaten ist die Zeit gekommen, um euch die rosarote Brille zu entreißen.

Wir wurden in dieses Land geschickt, um zu lernen und um gelerntes zu teilen. Und genau darum soll es in den „journalistischen“ Ergüssen gehen, die wir fortan gemeinsam kreieren werden – denn die Zeit ist reif!


Der allgemeine Inder...und sein Handy

Dies ist die Geschichte einer großen Liebe – nein, einer sehr großen sogar. Der Inder/die Inderin und das Handy gehören einfach zusammen.

Ein Inder/eine Inderin ohne Handy, dass wäre wie...Frühstück ohne Reis, wie...FSJler ohne Urlaub, wie...Marleen ohne Kaugummi, wie...Susanne ohne Marleen!

Wie wir leider feststellen mussten, ist der Inder/die Inderin ja mit eigenständigen Entscheidungen leicht überfordert. Um Massenpaniken vorzubeugen haben sich daher namhafte Handyhersteller wie Nokia oder Tata dazu entschlossen, lediglich 2 Klingeltöne zur Auswahl zu stellen. Woher der Inder/die Inderin jetzt weiß, welches Handy da grade klingelt, ist eigentlich auch egal, denn wie unabhängige Untersuchungen von S.T. und G.S. ergeben haben, handelt es sich dabei in 9 von 10 Fällen um einen lästigen Werbeanruf.

In unseren Breitengraden ziemt es sich, die Lautstärke seines Handys so dezent wie möglich und nur so laut wie nötig zu regeln. Der Inder/die Inderin unterwirft sich diesen durchaus positiv zu betrachtenden Regeln des friedlichen Zusammenlebens allerdings nicht. In Indien gilt: Je lauter, desto besser. Egal ob einfaches Klingeln oder Entertainmentapplikationen (Musik, etc.) - wenn die Lautstärke einen Radius von 50m unterschreitet, ist definitiv etwas falsch. So kommen wir zu der Erkenntnis, dass wir Weißen einfach die geborenen Unterdrücker sind; in diesem Fall unterdrücken wir das Bedürfnis unserer Mobiltelefone, sich in ihrer vollen Lautstärke zu entfalten.

Nun ist es auch wirklich sch**ßegal, wo sich der Inder/die Inderin gerade befindet – ob im Krankenhaus, auf dem Motorrad bei ca. 50 km/h, im Gespräch mit dem Chef, auf der Toilette oder an anderen scheinbar unpassenden Orten – dem Rufe des mobilen Telefons wird einfach immer Folge geleistet; klingelt es, wird sogar die sonst so geliebte Kuh links liegen gelassen.

Der Grund für das ständige gepiepse und getute ist schnell gefunden. Zum einen ist der Inder/die Inderin grundsätzlich sehr (!!) kommunikativ. Jegliche Geschehnisse, mögen sie auch noch so unwichtig erscheinen, müssen umgehend Freunden und Verwandten mitgeteilt werden. Zehnmal am Tag zu fragen, ob die Person am anderen Ende der Leitung denn Utta ayta (schon gegessen) hat, gehört hierzulande zum guten Ton.

Um diesen Hunger nach Informationsaustausch zu stillen, hatte die indische Mobilfunkindustrie einen grandiosen Einfall: SMS-Sparpakete!!! Für schlappe 40Rs. (ca. 0,65€) erhält der Kunde 4000 Frei-SMS, die er innerhalb von 30 Tagen versenden kann – und auch garantiert wird.

Was schreibt nun also der allgemeine Inder/die allgemeine Inderin so, wenn die Frage nach dem Essen geklärt wurde?

Da wären einmal die schönen Sprüche und Reime, die einen morgens brutal aus den Träumen reißen und einen Abends gewaltsam vom schlummern fernhalten. Beispiel gefällig?

„This sweet bird has came to wish u 'Good Night' Have a nice sleep.“ [Rechtschreibfehler stammen ebenso wie grammatikalische Ausrutscher aus der Feder des Verfassers.]

Des weiteren bekundet der Inder/die Inderin gerne mithilfe einer SMS tiefe freundschaftliche Gefühle – manchmal auch mehr.

„Staying far,nevr breaks relations. Staying near nevr builds relations. Its a link between minds&hearts, which nevr allows us 2 4get each other!!“ [Rechtschreibfehler stammen ebenso wie grammatikalische Ausrutscher aus der Feder des Verfassers.]

Nun stammen diese weisen Sprüche aber gewiss nicht aus der Feder des allgemeinen Inders/der allgemeinen Inderin; nein, auch diese werden von der indischen Mobilfunkindustrie massenhaft zur Verfügung gestellt. Egal ob man weiß, was man da eigentlich versendet – was am Ende zählt ist das Gefühl, geliebt zu werden. Ob von seinem Handy, welches einen freudig anklingelt, oder von der Person, die einen mindestens genauso bescheuerten Spruch zurückschickt: Hauptsache Liebe!

Wir werden dieses indische Paradoxon der Handyliebe nie verstehen, obwohl wir natürlich unser Bestmögliches versuchen, um dieses Verhalten zu adaptieren. Entweder kann Susanne nicht einschlafen, weil Marleen's Handy ständig vibriert, oder Marleen wird nachts durch das penetrante Piepen von Susanne's Handy aus den Träumen gerissen.

Unser Dank gilt...ach Leute, ihr wisst schon wem.

Und die Moral von der Geschicht – vergebe deine Handynummer nicht!!

Es grüßen die dauerhaft Schlafsuchenden Akkaru

Susanni und Merlin





Anmerkung: Die oben beschriebenen Situationen haben wir so wahrgenommen – und auch wenn wir von ihrer Richtigkeit überzeugt sind kommen wir nicht umher, unsere Leser darauf hinzuweisen, dass es sich dabei selbstverständlich um eine sehr subjektive Beschreibung der Wahrheit handelt!

1 Kommentar:

Mirjam hat gesagt…

wie gut wenn man immer was findet was einen vom lernen abhält und wenn das einem dann auch noch ein grinsen ins gesicht zaubert ist das wundervoll..