Sonntag, 27. Februar 2011

Impressionen

Manu

Kumar

Tejas


Shivananda

Ganga

5 von 62 Gründen, warum ich hier bin....




Mittwoch, 23. Februar 2011

Ein bisschen Alltag...

Mir ist aufgefallen, dass ich euch eigentlich immer nur über die spannenden Dinge informiere die hier so passieren, aber nie wirklich über den Alltag...
Nunja, eigentlich wollte ich das ändern, aber ganz ehrlich, so viel zum Alltag gibts echt nicht. Darum jetzt ein paar kleinere besondere Aktionen, die wir hier in der letzten Woche im Projekt so gemacht haben, also sozusagen "halber Alltag"!

Von links nach Rechts: Kumar, Tejas, Guru, Ganga, Gayatri, Taushiff, Shivananda, Manu und Manjula


Letzten Samstag waren Susanne, Kerstin und ich zusammen mit unserem Fahrer Putaswamy, unserer Köchin Manjula und 8 kleinen Kids im Zoo in Mysore. Die Kinder waren schon Tage vorher total aufgeregt, und als der große Tag dann endlich da war kannte die Freude keine Grenzen mehr. Wir sind früh morgens los; trotzdem wurde es natürlich im Zoo unglaublich heiß. Wir hatten ne Menge Spaß und haben viele Tiere gesehen - das unumstrittene Highlight war natürlich der Tiger - und am Ende des Tages saßen hinten im Auto 8 glückliche und total erschöpfte Kinder.


Am Mittwoch hatten wir frei, darum hatte unser Chef die Idee, in den nahe gelegenen Bandipur Nationalpark zu fahren. Also Lakshman, Lokesh, Padmanabagouwda, Satchin, Deepika, Durga, Putaswamy, Kerstin, Susanne und ich ins Auto und auf nach Bandipur! Als erstes haben wir dort eine Jeepsafari gemacht, dank "Vitamin B" völlig kostenlos. Die zwei kleinen Mädels haben die ganze Aktion verschlafen, sehr zum Spaß des Fahrers. Wir wachsamen Safariteilnehmer haben viele Tiere gesehen, unter anderem Wildschweine, Rehe, Pfauen, Mungusi und - wie könnte es anders sein - Elefanten!


Nachdem wir die Safari beendet hatten gings mit dem Auto ein bisschen in die Nilgiri Hills, um von dort aus den Sonnenuntergang zu beobachten. das Fernglas war auch dabei, und nach einigem Suchen haben wir noch ein paar wilde Bisons entdecken können.
Oben auf dem Berg wehte ein angenehm kühler Wind, und zusammen mit dem Ausblick war das ein wirklich schöner Abend.


Ansonsten nähern sich hier die End-Term-Examen und die großen Ferien, ebenso wie der Sommer. Tagsüber haben wir jetzt so um die 35°C, und auch wenn unser Chef uns heute früh erzählen wollte, dass es wirklich kalt ist im Moment, schwitze ich ganz schön viel.
Kerstin ist nur noch für eine Woche bei uns, dann wird sie Deenabandhu wieder verlassen, was wir gar nicht gut finden! Wir haben die kleine verrückte Schwedin in unser Herz geschlossen, Midsommar 2012 ist schon gemeinsam geplant, ebenso wie Oktoberfest 2011 ;)
Vor unserer Zimmertür ist in den letzten Wochen eine Bananenplantage entstanden, die Stauden sind allerdings noch klein, bis zur ersten Ernte dauert es wohl noch eine ganze Zeit.
Zum Thema Zeit...wir sind jetzt schon über 6 Monate hier, die Hälfte unseres Aufenthalts ist vorbei! Manchmal wunder ich mich schon ein wenig darüber wie schnell die Zeit vergeht!

Von links nach rechts: Gowdry (Büro), Pavarti (Büro) und Selvi (Hausmutter)

Die drei Damen habe ich neulich mal fotografiert, sie gehören nun wirklich zum Alltag. Gowdry ist noch nicht so lange hier, aber ich glaube all unsere älteren Jungs sind heimlich in sie verliebt, sie ist nämlich unglaublich hübsch! Pavarti ist die heimliche Chefin im Büro, sie hat hier alles unter Kontrolle. Ihre absolute Lieblingsbeschäftigung sind Kreutzworträtsel!!
Selvi ist Hausmutter bei uns, was bedeutet dass sie sich um die Kids kümmert. Ihre kleine Tochter wohnt auch bei uns im Projekt...

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie oft hier gebetet wird? Nein?? Also, morgens gegen 6 haben die Kinder Morgengebet, dann wird vor dem Frühstück gebetet, zum Unterrichtsbeginn in der Schule, vor dem Mittagessen, zum Unterrichtsende, am frühen Abend und zu guter letzt noch einmal vor dem Abendbrot. Ganz schön oft, oder??

Donnerstag, 10. Februar 2011

Hampi!

Am Wochenende war ich zusammen mit Philipp, Georg und Kerstin in Hampi. Dieser beschauliche kleine Ort liegt im Norden Karnatakas, mit dem Zug braucht man knappe 10 Stunden dort hin. Was es dort zu sehen gibt? Nun, zum einen alte Tempel, und davon ganz schön viele! Zum anderen eine unglaublich beeindruckende Landschaft- es sieht aus, als hätten ein paar Riesen mit Steinen gespielt und diese aus Spaß ein wenig gestapelt. Wirklich beeindruckend, sogar fast ein wenig beängstigend!


Donnerstags Abends haben wir uns in den Zug gesetzt (bzw. gelegt). Nach einer eher kurzen Nacht sind wir dann in Hampi angekommen. Der Ort an sich ist ziemlich schrecklich, ein künstliches Touristendorf. Aber es macht doch auch immer wieder Spaß, Hippies zu beobachten!
Am ersten Tag haben wir dann den einzigen noch aktiven Tempel Hampis so wie den nahegelegenen "Hausberg" mit den darauf zu findenden Ruinen besichtigt. Abends haben wir uns auf einen etwas höheren Berg gesetzt und den Sonnenuntergang bestaunt - eine sehr entspannte Angelegenheit.



Samstag haben wir uns dann Fahrräder gemietet; wir sind allerdings nicht sehr weit gekommen, denn nach ein paar Minuten haben wir beschlossen, einen kleinen Berg zu besteigen, wodurch die Fahrräder ziemlich überflüssig wurden. Auch egal, die Aussicht von oben war wirklich schön!


Sonntag haben wir es dann nochmals mit Fahrrädern versucht, und diesmal haben wir es auch wirklich geschafft, ein paar Kilometer zu fahren. Erst haben wir auf dem Weg die alte Königliche Siedlung zu besuchen, dort gab es Elefantenställe und Lustschlösser im "Indo-islamischen" Stil zu bewundern. Abgesehen davon natürlich haufenweise Touristen, indische sowie nicht-indische. Da ist mir wieder einmal aufgefallen wie anstrengend indische Touristen sind...ich dachte ja immer so eine deutsche Schulklasse im Museum wäre das Maß der Lustlosigkeit und Nerverei, aber indische Touristen toppen echt alles. Der Wahnsinn.
Nach unserer Fahrradtour waren wir alle irgendwie ziemlich kaputt, sechs Monate rumsitzen zeigen langsam Wirkung.


Am Montag haben wir erst noch ein wenig am Fluss entspannt, bevor wir dann wieder einmal zu den Fahrrädern gegriffen haben. Ziel war diesmal ein nahe gelegener Wasserfall. Der war zwar kleiner als gedacht, aber die Landschaft war einfach der Wahnsinn! Man hätte wohl auch schwimmen gehen können (und wir hatten auch durchaus Lust dazu, denn es war wirklich heiß!), aber da überall Inder rumstanden die nur darauf gewartet haben, dass sich ein paar weiße Mädels entkleiden und ins Wasser hüpfen, haben wir lieber darauf verzichtet und nur die Füße ein wenig erfrischt.


Abends gings dann wieder zurück zum Bahnhof und mit dem Zug "nach Hause". Zugfahren war wie immer ein Erlebnis, dieses mal hatte ich einen heiden Spaß dabei, den Mäusen beim rumlaufen zuzugucken... Leider war es so kalt im Zug, dass ich jetzt schon wieder eine dicke Erkältung habe. Echt blöd, denn es wird merklich heißer bei uns, und bei ca. 32°C mit Schal rumzulaufen ist nun wirklich nicht so toll.


Im Projekt geht alles seinen gewohnten Gang. Kleine Ausnahme ist Susanne: Sie hatte sich letzte Woche einen kleinen Dorn so tief in den Fuß getreten, dass dieser in einer kleinen Not-OP aus dem Fuß geschnitten wurde. Jetzt hat Susanne also eine Naht am Fuß und kann nicht wirklich laufen.
In der Schule stehen bald schon wieder die Examen an. Wir sind allerdings mittlerweile echt genervt von der Schule, weil einfach nichts funktioniert, nichts klappt, die Kinder lernen einfach nichts. Neulich habe ich in der 6. Klasse einen Test geschrieben, in dem die Kinder je einen Satz über ihren Namen, ihr Alter, ihre Stadt und ihre Hobbies schreiben sollten. Eigentlich nicht schwer....eigentlich!! Ganze 5 von 34 Kinder konnten das. Und dann sollen wir denen so Dinge wie Past Participle beibringen...der Wahnsinn! Da gibt es sinnvollere Dinge zu tun, zum Beispiel das Englisch vom Englischlehrer ein bisschen aufzubessern. Wäre da nicht das Problem, dass dieser einfach ständig fehlt und merklich keine Lust hat, sich von uns irgendetwas erklären zu lassen. Klar, er ist der Lehrer. Aber er ist auch erst 23 und hätte ein bisschen Englischunterricht nun wirklich nötig...
Aber auch wenn das jetzt ein wenig negativ klingt bin ich gerne hier. Die Kinder sind echt klasse, allein deswegen lohnt es sich, hier zu sein! :)

Mittwoch, 2. Februar 2011

Die Zeit ist reif!


Indien – das klingt nach Farben, die die Augen verzaubern, nach Düften, die die Nase betören, nach Gewürzen, die einem das Wasser in den Mund treiben, nach Menschen, die die Seele berühren. Es tut uns leid, aber so ist es nicht. Indien raubt einem die Sinne – aber nicht so, wie ihr das vielleicht denkt. Nach 6 Monaten ist die Zeit gekommen, um euch die rosarote Brille zu entreißen.

Wir wurden in dieses Land geschickt, um zu lernen und um gelerntes zu teilen. Und genau darum soll es in den „journalistischen“ Ergüssen gehen, die wir fortan gemeinsam kreieren werden – denn die Zeit ist reif!


Der allgemeine Inder...und sein Handy

Dies ist die Geschichte einer großen Liebe – nein, einer sehr großen sogar. Der Inder/die Inderin und das Handy gehören einfach zusammen.

Ein Inder/eine Inderin ohne Handy, dass wäre wie...Frühstück ohne Reis, wie...FSJler ohne Urlaub, wie...Marleen ohne Kaugummi, wie...Susanne ohne Marleen!

Wie wir leider feststellen mussten, ist der Inder/die Inderin ja mit eigenständigen Entscheidungen leicht überfordert. Um Massenpaniken vorzubeugen haben sich daher namhafte Handyhersteller wie Nokia oder Tata dazu entschlossen, lediglich 2 Klingeltöne zur Auswahl zu stellen. Woher der Inder/die Inderin jetzt weiß, welches Handy da grade klingelt, ist eigentlich auch egal, denn wie unabhängige Untersuchungen von S.T. und G.S. ergeben haben, handelt es sich dabei in 9 von 10 Fällen um einen lästigen Werbeanruf.

In unseren Breitengraden ziemt es sich, die Lautstärke seines Handys so dezent wie möglich und nur so laut wie nötig zu regeln. Der Inder/die Inderin unterwirft sich diesen durchaus positiv zu betrachtenden Regeln des friedlichen Zusammenlebens allerdings nicht. In Indien gilt: Je lauter, desto besser. Egal ob einfaches Klingeln oder Entertainmentapplikationen (Musik, etc.) - wenn die Lautstärke einen Radius von 50m unterschreitet, ist definitiv etwas falsch. So kommen wir zu der Erkenntnis, dass wir Weißen einfach die geborenen Unterdrücker sind; in diesem Fall unterdrücken wir das Bedürfnis unserer Mobiltelefone, sich in ihrer vollen Lautstärke zu entfalten.

Nun ist es auch wirklich sch**ßegal, wo sich der Inder/die Inderin gerade befindet – ob im Krankenhaus, auf dem Motorrad bei ca. 50 km/h, im Gespräch mit dem Chef, auf der Toilette oder an anderen scheinbar unpassenden Orten – dem Rufe des mobilen Telefons wird einfach immer Folge geleistet; klingelt es, wird sogar die sonst so geliebte Kuh links liegen gelassen.

Der Grund für das ständige gepiepse und getute ist schnell gefunden. Zum einen ist der Inder/die Inderin grundsätzlich sehr (!!) kommunikativ. Jegliche Geschehnisse, mögen sie auch noch so unwichtig erscheinen, müssen umgehend Freunden und Verwandten mitgeteilt werden. Zehnmal am Tag zu fragen, ob die Person am anderen Ende der Leitung denn Utta ayta (schon gegessen) hat, gehört hierzulande zum guten Ton.

Um diesen Hunger nach Informationsaustausch zu stillen, hatte die indische Mobilfunkindustrie einen grandiosen Einfall: SMS-Sparpakete!!! Für schlappe 40Rs. (ca. 0,65€) erhält der Kunde 4000 Frei-SMS, die er innerhalb von 30 Tagen versenden kann – und auch garantiert wird.

Was schreibt nun also der allgemeine Inder/die allgemeine Inderin so, wenn die Frage nach dem Essen geklärt wurde?

Da wären einmal die schönen Sprüche und Reime, die einen morgens brutal aus den Träumen reißen und einen Abends gewaltsam vom schlummern fernhalten. Beispiel gefällig?

„This sweet bird has came to wish u 'Good Night' Have a nice sleep.“ [Rechtschreibfehler stammen ebenso wie grammatikalische Ausrutscher aus der Feder des Verfassers.]

Des weiteren bekundet der Inder/die Inderin gerne mithilfe einer SMS tiefe freundschaftliche Gefühle – manchmal auch mehr.

„Staying far,nevr breaks relations. Staying near nevr builds relations. Its a link between minds&hearts, which nevr allows us 2 4get each other!!“ [Rechtschreibfehler stammen ebenso wie grammatikalische Ausrutscher aus der Feder des Verfassers.]

Nun stammen diese weisen Sprüche aber gewiss nicht aus der Feder des allgemeinen Inders/der allgemeinen Inderin; nein, auch diese werden von der indischen Mobilfunkindustrie massenhaft zur Verfügung gestellt. Egal ob man weiß, was man da eigentlich versendet – was am Ende zählt ist das Gefühl, geliebt zu werden. Ob von seinem Handy, welches einen freudig anklingelt, oder von der Person, die einen mindestens genauso bescheuerten Spruch zurückschickt: Hauptsache Liebe!

Wir werden dieses indische Paradoxon der Handyliebe nie verstehen, obwohl wir natürlich unser Bestmögliches versuchen, um dieses Verhalten zu adaptieren. Entweder kann Susanne nicht einschlafen, weil Marleen's Handy ständig vibriert, oder Marleen wird nachts durch das penetrante Piepen von Susanne's Handy aus den Träumen gerissen.

Unser Dank gilt...ach Leute, ihr wisst schon wem.

Und die Moral von der Geschicht – vergebe deine Handynummer nicht!!

Es grüßen die dauerhaft Schlafsuchenden Akkaru

Susanni und Merlin





Anmerkung: Die oben beschriebenen Situationen haben wir so wahrgenommen – und auch wenn wir von ihrer Richtigkeit überzeugt sind kommen wir nicht umher, unsere Leser darauf hinzuweisen, dass es sich dabei selbstverständlich um eine sehr subjektive Beschreibung der Wahrheit handelt!