Montag, 29. November 2010

Die Welt ist ungerecht


Gestern Abend haben uns hier im Projekt traurige Nachrichten erreicht. Der kleine Dhanush, mit dem wir am Freitag ins Krankenhaus gefahren sind, sollte eigentlich am Sonntag Nachmittag entlassen werden. Doch grade als er das Krankenhaus verlassen hatte, fing er plötzlich wieder an, sich zu übergeben. Die Ärzte waren daraufhin wohl ziemlich ratlos und haben sich (zum Glück, wie man sagen muss!) dazu entschlossen, auf gut Glück einen CT-Scan zu machen. Dabei haben sie zu unserem Entsetzen einen Tumor im Gehirn von Dhanush entdeckt. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man noch nicht sagen ob es sich dabei um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt; alles was wir wissen ist, dass der Tumor ziemlich groß ist, und das es eher ungewöhnlich ist das ein 5-jähriges Kind einen derart großen Tumor im Gehirn hat...
Dhanush ist jetzt in Bangalore in einem speziellen Krankenhaus und wird demnächst operiert.
Ich bin immer noch sehr schockiert über diese Neuigkeiten und hoffe sehr dass das alles gut ausgeht, denn der Junge ist mir in den 4 Monaten die ich jetzt hier bin schon sehr ans Herz gewachsen!



Samstag, 27. November 2010

Indischer Winter

In Chamarajanagar ist der Winter angekommen - wir frieren hier bei knappen 20°C und grauem Himmel. Im Vergleich zu Deutschland mögen einem diese Temperaturen unglaublich warm vorkommen, aber ganz ehrlich, mir ist kalt!
Heute ist Samstag, die Kinder halten grade entweder Mittagsschlaf oder lesen in ihren Kannada-Story-Books; ich nutze die Zeit um mich im Internet ein wenig übers Studium zu informieren.
In den letzten Tagen ist eigentlich nichts passiert und doch auch irgendwie ganz viel...
Letzten Sonntag haben Susanne und ich unser Zimmer umgeräumt. Das dritte Bett das noch bei uns stand haben wir rausgeschmissen und durch einen kleinen Schreibtisch ersetzt. Dann haben wir unsere Betten aus der Zimmermitte an den Rand geschoben, und plötzlich war unser Zimmer viel größer als vorher. Außerdem haben wir uns noch ein paar Fotos von unseren bisherigen Reisen ausgedruckt und an die Wand gehängt, jetzt ist es wirklich "unser" Zimmer, das gefällt mir sehr.
Am Montag haben wir in der Schule einen neuen Stundenplan bekommen, wir sollen jetzt noch im 1., 2. und 3. Standard ein bisschen mithelfen. Das ganze ist bisher aber nicht über die Theorie hinaus gekommen, da Mittwoch schon wieder ein Feiertag war und an den anderen Wochentagen diese neuen Stunden einfach mal von den Lehrer abgesagt wurden - keine Ahnung warum.
Mittwoch war wie gesagt Feiertag, irgendein Dichter hatte Geburtstag. Ich bin nachmittags nach Mysore gefahren um für meine liebe Familie in Deutschland ein paar Weihnachtsgeschenke zu besorgen (was genau wird hier jetzt aber nicht verraten!!).
Dabei ist mir mal wieder aufgefallen, wie gerne ich hier in Indien über den Markt laufe, ohne ein bestimmtes Ziel, einfach nur treiben lassen. Das ist herrlich! Und all die schönen Dinge die man dabei entdecken kann...



Da gibt es einmal die Straße in der der gläubige Hindu alles bekommt, was er zum Pooja machen benötigt - von der Öllampe über Räucherstäbchen, Kleidung und Farbe bis hin zur Gebetskette.



Dann natürlich die Straße in der man die berühmten Farbpigmente bekommt - immer wieder schön anzusehen, besonders wenn dazu noch die Sonne scheint!


Was wäre ein Markt ohne Gemüse ,) Die grünen Paprikaschoten schmecken besonders gut in einer Art Bierteig und dann frittiert...hmmmmmm, lecker!!

Rote Farbe oder Chillipulver - wer weiß das schon? In Indien ist vieles möglich!


Donnerstag war nicht viel los, ein bisschen Schule, ein bisschen Wäsche waschen, ein bisschen Weihnachtspost basteln...
Am Freitag war dann plötzlich wieder Action. Dhanush, einer von den kleinen Kindergartenjungs, ist schon seit mehr oder weniger einem Monat krank, vermutlich was psychisches. In den letzten Tagen hat er fast nichts mehr gegessen und hat sich andauernd übergeben - in Folge dessen gings ihm wirklich schlecht. Nachdem ich dann mal ein bisschen genauer nachgefragt habe was denn jetzt mal deswegen unternommen wird hat unser Chef sich dazu entschlossen, das Kind nach mysore ins Krankenhaus zu bringen. Ich bin dann also mit Dhanush, Salvi (der Hausmutter) und unserem Fahrer Putaswami nach Mysore ins JSS Hospital gefahren. Dort angekommen wurde ich erstmal gefragt warum mein Baby denn so dunkel wäre...bis Salvi dann mal klar gestellt hat wie genau denn die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen uns liegen.
Nach einigem hin und her sind wir dann auf der Kinderintensivstation gelandet, wo dem kleinen Dhanush eine Infusion nach der anderen verpasst wurde - Diagnose: Magenprobleme. Dafür hätten wir allerdings keinen Arzt gebraucht um das zu diagnostizieren...
Nunja. Ich bin dann Abends mit dem Bus zurück nach hause gefahren, wo alle ganz neugierig darauf waren wie es dem kleinen Patienten geht. Dhanush ist jetzt noch im Krankenhaus, und keiner weiß so ganz genau wann er wieder nach hause darf - ich hoffe jedenfalls bald, denn Infusionen haben bisher noch keine psychischen Probleme gelöst!

Heute früh habe ich dann mal meinen inneren Schweinehund im Bett gelassen und bin ohne ihn ne Runde joggen gewesen. Nach dem Frühstück habe ich dann in der Küche beim Erbsen pulen geholfen, und ob ihrs glaubt oder nicht, das hat echt Spaß gemacht! Wir dürfen uns hier nichtmal selbst das Essen aufgeben, da ist man schon froh wenn einem mal wieder erlaubt wird ein bisschen mitzuhelfen. Die Küchenfrauen hatten jedenfalls auch so ihren Spaß mit mir und meinen minimalen Kannada-Kenntnissen!
Da fällt mir ein, wir schreiben Dienstag in der Sprachschule einen Test, und ich habe natürlich noch nicht gelernt...vielleicht sollte ich das jetzt mal machen!
Namastey!

Montag, 8. November 2010

Ein kurzer Eintrag zum Stand der Dinge

Tja, was gibts neues?
Dieses Wochenende war Deepavali (Diwali), ein großes Festival das in ganz Indien gefeiert wird.

Ich zitiere Wikipedia: "Für viele Hindus, besonders in Nordindien, geht es auf den Tag zurück, an dem GottRama mit seiner Frau Sita und seinem Bruder Lakshmana nach 14-jährigem Exil im Dschungel in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte, so wie es das Ramayana beschreibt. Da es dunkel war, entzündeten die Menschen Öllampen entlang seines Wegs.
Im Süden Indiens dagegen sehen die Menschen in Diwali einen Bezug zu Krishna, der einen Dämonen besiegt und sechzehntausend Frauen befreit hatte, die sich in der Gefangenschaft des Dämons befanden."

Hier bei uns im Projekt war erstmal Freitag und Samstag schulfrei. Freitag Abend durften die kleinsten Kinder schon ein paar Wunderkerzen entzünden, und der ganze Campus wurde von unzähligen Öllämpchen beleuchtet. Samstag gab es viel gutes Essen, und Abends haben dann die großen Jungs ordentlich rumgeböllert. Man kann sich Diwali ähnlich wie unser Silvester vorstellen: sobald es dunkel wird fangen alle an, die Pathaki (Böller) und Raketen zu zünden.
Am Sonntag dann war der Hauupttag des Festivals. Die Kinder hatten alle ihre guten Kleidungsstücke an, und wieder gab es viel gutes Essen. Auch ich hatte mich zur Feier des Tages mal wieder in Schale geschmissen und meinen guten Salwar Kameez angezogen, mit passendem Bindi und Bangles natürlich ;)
Abends dann gings los, heute durften alle Kinder Pathaki und Wunderkerzen zünden. Ich hab mit Georgs Unterstützung (Georg hat mich dieses Wochenende in Ch.nagar besucht) auch fleißig mitgemischt! Der Campus mit all den schönen Öllampen war am Ende voll von Qualm - es war wirklich ein großes Spektakel. Fotos davon gibts leider keine, aber jeder weiß ja wie Böller und Raketen aussehen...

Die vorherige Woche war auch sehr ereignisreich. Am Wochenende hatten wir in Mysore eine vom ICDE organisierte Tanzstunde; Ziel war es, für eine mittlerweile abgesagte Veranstaltung im November eine Art Hip-Hop Choreografie zu lernen. Sonntags Morgens bei der Tanzstunde ging es mir schon nicht so gut, mir wurde plötzlich heiß und schwindelig und ich hatte echt üblen Durchfall. Als es mir den ganzen Tag nicht besser ging haben wir beschlossen, lieber noch eine Nacht in Mysore zu bleiben - die Gastfamilie von Philipp war so nett und hat uns einen Schlafplatz zur Verfügung gestellt. Montag wollten wir dann zurück nach Chamarajnagar. Als es mir Montag Mittag dann immer noch ziemlich schlecht ging, bin ich zusammen mit Georg und Susanne ins nächste Krankenhaus gefahren. (Man muss dazu sagen das man in Indien eigentlich immer ins Krankenhaus fährt und nicht zum normalen Arzt...).
Dort angekommen wurde als erstes Fieber gemessen, und dank stolzen 40°C Fieber durfte ich dann eine weitere Nacht in Mysore verbringen, diesmal allerdings im Krankenhaus. Ich hab mehrere Infusionen, Spritzen und Tabletten bekommen und die Inder wollten alles mögliche an mir untersuchen - gegens Rötgen habe ich mich allerdings doch gewehrt.
Dienstag Nachmittag durfte ich dann mit einer beachtlichen Menge an Medikamenten das Krankenhaus wieder verlassen. Was genau mir fehlte wusste keiner, letztendlich war es einfach eine "Virus Infection".
Im Krankenhaus mit Infusion an der Hand - das Zimmer war wirklich gut, wir hatten sogar einen Fernseher ;)

Mittlerweile ist alles wieder beim Alten, ich kann wieder problemlos essen und mit den Kindern rumtoben.

Kleine Anekdote am Ende: Letztens habe ich Abends mit meinem Netbook den Film "James Bond - ein Quantum Trost" geschaut. Zu sehen war Siena (Italien), dort war irgendein Volksfest, viele Menschen auf den Straßen. Als ich all die Menschen gesehen habe dachte ich nur: "Oh man, da sind aber viele Weiße..."

Ich hab das Gefühl ich habe mich an Indien gewöhnt!