Mein Jahr in ಚಾಮರಾಜನಗರ
Hey Leute! Seit dem 10.08.2010 bin ich jetzt in Chamarajanagar/Indien. Dieser Blog soll euch alle immer auf dem neusten Stand halten und darüber informieren, was genau ich so mache. Dabei ist zu beachten, dass alles, was ich hier schreibe, auf meinen persöhnlichen Erfahrungen basiert und nicht unbedingt verallgemeinert werden sollte. Viel Spaß beim lesen!
Samstag, 16. Juli 2011
Endspurt
Mittwoch, 22. Juni 2011
Der Alltag hat uns wieder...
Dienstag, 17. Mai 2011
Indian Biodiversity
Montag, 16. Mai 2011
Ferien!
Chamarajanagar
Zu Beginn unserer Reise sollte Johannes natürlich den Ort kennen lernen, an dem ich (die meiste Zeit über) die letzten 10 Monate verbracht habe. Die Kinder fanden schnell gefallen an dem Besuch aus Deutschland, und auch Johannes hat sich schnell an indische Dinge wie Essen, Tee trinken und Kleidung gewöhnt. Am Wochenende gab es an gleich zwei Tagen ein großes Festessen mitsamt kulturellem Programm, zwei Inder hatten beschlossen zu ihrem Geburtstag unserem Projekt etwas Essen zu sponsorn. Nach 5 Tagen in der ländlichen Idylle ging sie dann aber wirklich los, die große Reise, und zwar in:
Mysore
Eigentlich wollten wir nur 2 Tage hier bleiben – eigentlich. Dieser Plan wurde dann aber durchkreuzt; ich hatte gesundheitliche Probleme und musste mich einer kleinen (sie war wirklich klein und nicht schlimm!!) OP unterziehen. Als Folge mussten wir dann noch ein paar Tage länger als geplant in Mysore bleiben; die haben wir genutzt um so Touristen-Highlights wie den Palast, den Markt und den Chamundi Hill mitsamt Tempel zu besichtigen. Außerdem habe ich Johannes in die Welt des indischen Straßenessens eingeführt, eine vielleicht gesundheitlich riskante, aber durchaus lohnenswerte Erfahrung, wie ich finde.
Da wir wie gesagt länger als geplant in Mysore bleiben mussten, viel unser Aufenthalt in
Hyderabad
leider sehr kurz aus; alles was wir gesehen haben war die Straße zwischen Bahnhof und Flughafen (schon blöd wenn man den Inlandsflug nicht umbuchen kann....). So gings also per Flugzeug weiter nach
Kolkata
die zweitgrößte Stadt Indiens nach Mumbai. Erster Eindruck: unglaublich heiß! Mit dem Bus gings vom Flughafen in Richtung Innenstadt, dann noch ein paar Stationen mit der Metro (Achtung: Bitte keine Toten mitnehmen!!), dann noch eine gefühlte Ewigkeit mit dem Rucksack durch die heißen und überfüllten Straßen, dann hatten wir endlich ein Hotel.
Am Abend sind wir dann los um unsere nähere Umgebung zu erkunden; dazu zählten unter anderem der Maiden (Stadtpark), in dem man neben unzähligen Cricketbegeisterten auch Reiter und Ziegenherden trifft. Am Ende des Parks steht das Victoria Memorial, ein sehr großes, weißes Denkmal, dass ein bisschen an das Capitol in Washington erinnert. Auf dem Weg dorthin mussten wir natürlich mehrmals eine kleine Tee-Pause einlegen, denn Johannes hat sich mittlerweile hoffnungslos in den Indischen Chai verliebt. Das Straßenessen lassen wir diesmal lieber weg, denn Kolkata ist wirklich unglaublich dreckig; das hätte auch mein Magen nicht überstanden.
Ein paar Meter vom Memorial entfernt stoßen wir auf ein Planetarium – und entschließen uns kurzerhand dazu, die Englische Show über den Sternenhimmel Kolkatas zu besuchen.
Nach dem Abendessen geht’s zurück ins Hotel; wir entschließen uns mit einer von Hand gezogenen Rickshaw zu fahren, denn die sind einzigartig in der Stadt. Doch schon während der Fahrt wird uns klar, dass wir das nicht nochmal machen werden; sich von Menschenhand durch die Straßen ziehen zu lassen hat einen sehr komischen Beigeschmack.
Der nächste Morgen beginnt mit einer Taxifahrt durch den wahnsinnigen Verkehr der Stadt: gefolgt von einem Ziellosen Spaziergang durch die Stadt. Am Abend lasse ich mir nach langer Zeit mal wieder die Haare schneiden, bevor es mit dem Nachtzug weiter geht.
Darjeeling, Sikkim, Himalaya
Der Zug bringt uns weiter in den Norden, an die Ausläufer des Himalaya (Hima=Schnee, laya=Haus). Wir steigen um in einen Jeep, um nach Darjeeling zu gelangen. Uns wird auch gar nicht kalt im Jeep, mit 3 Leuten vorne, 4 Leuten auf der Rückbank, 4 Leuten im Kofferraum und einem auf dem Dach ist immer jemand da, der einen wärmt.
Je höher wir kommen, desto dichter werden werden die Wolken, und kurz vor Darjeeling fängt es an zu regnen.
Wir kommen also im Regen an und sind anfänglich noch etwas hilflos; mithilfe eines netten Mitfahrers finden wir dann aber schnell ein Hotel.
Darjeeling ist (mal abgesehen vom Tee) berühmt für die Aussicht, die man bei klarem Wetter von hier hat: Mount Everest und Mount Khanchenjunga (8598m, dritthöchster Berg der Welt) kann man von hier aus sehen. Wir versuchen unser Glück und stehen morgens um 3 auf, um die besagten Berge im Sonnenaufgang zu sehen – unsere Mühe wird allerdings nicht belohnt, außer Wolken und Nebel sieht man nichts.
Nach ein paar Teeverkostungen und einem Besuch im Zoo fahren wir weiter, mit dem Jeep geht es nach Sikkim, eines der kleinsten Indischen Bundesländer. Erster Station hier ist Pelling, ein kleiner, sehr touristischer Ort, der außer einem Atemberaubenden Ausblick auf Mt. Khanchenjunga nicht viel zu bieten hat. Als wir ankommen ist es immer noch bewölkt, und wir beschließen, am nächsten Tag eine Jeeptour zu machen.
Also fahren wir los und besuchen einen heiligen See, Wasserfälle, ein paar Ruinen und noch einen heiligen See. Auf dem Rückweg klart es plötzlich auf, und dann sieht man ihn endlich, den dritthöchsten Berg der Welt! Ich bin begeistert; zurück in Pelling laufen wir zum Helipad, von dort aus hat man den besten Ausblick. Wir machen ohne Ende Fotos.
Am Abend essen wir mit Blick auf den Berg, der im Mondschein ganz weiß leuchtet. Am nächsten Morgen quäle ich mich wieder früh aus dem Bett, um jetzt endlich den Berg im Sonnenaufgang zu sehen; diesmal habe ich Glück – ein wirklich schöner Anblick!
Am letzten Tag in Pelling gehen wir ein bisschen wandern; zunächst zu einem der ältesten buddhistischen Klöster Indiens, und von dort aus weiter zu den Ruinen der alten Hauptstadt Sikkims. Auf dem Weg hat Johannes eine kleine Begegnung mit einem Blutegel, aber alles halb so schlimm.
Nächster Halt auf unserer Reise ist Gangtok, die jetzige Hauptstadt Sikkims. Zum ersten mal in Indien sehe ich eine Fußgängerzone, ich fühle mich komisch, so etwas ordentliches passt nicht in dieses Land. Allgemein ist Sikkim ganz anders als der Rest von Indien; die Leute sehen ganz anders aus, das Klima ist völlig anders, ebenso das Essen und die Kultur. Aber es gefällt mir hier sehr, die Kulisse tut ihr übriges dazu.
Von Gangtok aus machen wir eine Tagestour zum Tsomgo Lake, einem (wiedermal) heiligem See auf über 3000m Höhe, keine 20km von der tibetanischen Grenze entfernt. Als wir aus dem Jeep steigen, sehe ich zum ersten mal seit langer Zeit wieder Schnee und freue mich darüber wie ein kleines Kind. Bei der Schneeballschlacht mit Johannes schneide ich aber wie immer eher schlecht ab...
Neben dem Schnee und dem schönen See gibt es am Tsomgo Lake noch Yaks, auf denen man reiten kann. Johannes ist erst skeptisch, macht dann aber doch mit; und so reiten wir dann auf zwei warmen, weichen Yaks um den heiligen See. Angeblich können die Tiere anhand der Wasserfarbe die Zukunft vorhersagen – mein Yak war leider nicht sonderlich gesprächig.
Wir beschließen, noch einmal nach Darjeeling zu fahren, um dann hoffentlich den Mount Everest zu sehen. Also, wieder früh aufstehen, und diesmal haben wir tatsächlich Glück: am Horizont sieht man einen kleinen, weißen Berg, und das ist er! Die Mühe hat sich letztendlich also doch gelohnt. Nun waren wir aber lange genug in den kalten Bergen unterwegs, es wurde Zeit für die Weiterfahrt nach
Varanasi
die heilige Pilgerstadt der Hindus am Ganges. Die Altstadt besteht aus vielen kleinen, engen Gassen, und anfangs sind wir hoffnungslos orientierungslos. Der Ganges ist ziemlich breit, am Ufer sind überall sogenannte „Ghats“ (Treppen), auf denen sich die Action abspielt. Hier wird gebadet, gewaschen, Zähne geputzt, Müll entsorgt, Kühe gewaschen, Tee getrunken, Tote verbrannt und Tote versenkt. Der Fluss stinkt und ist dreckig; trotzdem hat der Ort einen gewissen Charme. Abends treffen hunderte Leute an dem Main Ghat zusammen, um gemeinsam zu beten; dann sitzen sie dort, singen, klatschen, gehen zum Wasser, opfern Blumen und schwimmende Kerzen und beobachten die Priester, die ebenfalls beten und opfern. Ich bin ein wenig verzaubert von der Stimmung und genieße es einfach, mitten drin zu sitzen und zuzusehen; denn verstehen was genau da vor sich geht, dass tue ich leider auch nach 10 Monaten in Indien noch nicht so wirklich.
Abgesehen vom Ganges gibt es in Varanasi noch ein weiteres Highlight: eine Bäckerei, in der es echtes Vollkornbrot und echten Käse gibt! Beim ersten Bissen in ein Vollkorn-Gouda-Sandwich fühle ich mich herrlich. Wir werden für die Dauer unseres Aufenthalts zu Stammgästen in der Bäckerei.
Einen Abend lassen wir uns den Fluss runter rudern und beobachten, wie die Sonne langsam untergeht und die Hindus langsam an den Fluss kommen und mit ihren Gebeten beginnen. Eigentlich eine schöne Sache, wäre da nicht der penetrante Schwefel-Geruch, der vom Fluss aufsteigt...
Nach vier Tagen in Varanasi geht es aber weiter. Unser nächstes Ziel ist
Agra
Heimatstadt des berühmten Roten Forts und des Taj Mahals. Wir beziehen ein Hotelzimmer mit direktem Blick auf das Taj Mahal (für knappe 8€ die Nacht!!!) und tasten uns dann langsam an das beeindruckende Bauwerk heran. Der Eintritt ist unglaublich teuer, aber das macht jetzt ausnahmsweise mal nichts.
Das Taj Mahal ist riesig und strahlt in einem leicht milchigem Weiß. Wir stehen da und staunen; auch wenn man schon so viele Fotos gesehen hat, in echt ist es doch nochmal was anderes.
Das Taj Mahal wurde von einem Herrscher für seine Frau gebaut, die bei der Geburt ihres 14. (!!!) Kindes gestorben ist. Alles ist perfekt symmetrisch, und je näher man herangeht, desto deutlicher sieht man die feinen Blumen und Muster, die in die Wände eingelassen sind – alle aus reinen Edelsteinen und per Hand gefertigt!
Nach dem Taj Mahal besichtigen wir noch das Rote Fort und ein paar andere Bauwerke, aber so richtig beeindrucken kann uns nichts mehr.
Am Abend fahren wir zu einem Garten, der gegenüber vom Taj Mahal liegt – von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf das weiße Wunderwerk im Sonnenuntergang; ein schöneres Ende kann ein Tag wohl kaum nehmen.
Der nächste Tag ist mein Geburtstag, und er beginnt (wie könnte es anders sein) mit einem Blick aus dem Fenster.
Dann geht es weiter; mit dem Bus fahren wir nach
Jaipur
die Hauptstadt Rajasthans. Dort ist es unglaublich heiß. Abends gehen wir essen, es gibt lecker Hühnchen vom Grill.
Am nächsten Morgen geht es Johannes nicht so gut, und ich mache mich alleine auf, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Ich gehe in die Altstadt, die auch als „Pink City“ bezeichnet wird – allerdings gibt es dort kein einziges pinkes Haus...
Um mir einen Überblick zu verschaffen, gehe ich auf einen alten Turm. Oben sitzt ein älterer Inder, der mir etwas über die Stadt erzählt. Als er erfährt, dass ich ein ganzes Jahr in Indien bin und im Süden als „Social Worker“ arbeite, ist er völlig begeistert; er lädt mich zum Tee trinken ein und erklärt mich zu seiner neuen Tochter. So sitze ich dann also für einige Zeit in dem Turm, trinke Tee und unterhalte mich mit meinem neuen Vater und seinem Kumpel. Sie sagen mir, ich sollte zum Stadtpalast gehen, und das mache ich dann auch.
Am nächsten Tag geht es Johannes besser, und ich nehme ihn mit zu dem Turm und den netten Indern vom Vortag. Wieder gibt es Tee, und nach ein paar weiteren Sight-Seeing-Tips verabreden wir uns für den Abend, denn ich will mir einen neuen Sari kaufen und weiß noch nicht so ganz genau, wo dafür der beste Ort ist.
Aber zunächst befolgen Johannes und ich die Tips und besichtigen das Observatorium des Maharaja, seine Grabstätte, das mächtige Fort und den schwimmenden Sommerpalast der Maharani.
Am Abend treffen wir den netten Inder. Doch bevor wir auf die Suche nach einem Sari gehen, nimmt er uns mit in den Tempel, denn er ist ein gläubiger Hindu und betet jeden Morgen und jeden Abend. Nachdem das erledigt war, gehen wir in einen Laden, der handgemachte Saris mit dem typischen „Rajasthani“-Muster (Bathik) verkaufen. Nach wenigen Minuten habe ich meinen Traum-Sari gefunden: er ist türkis mit kleinen weißen Mustern, dazu ein wenig rot und orange. Leider übersteigt er mein Budget bei weitem, handgefertigte Dinge sind eben auch in Indien teuer. Mein „Vater“ gesteht, dass er als Mann nicht sonderlich viel Ahnung hat von Saris und nimmt mir das Versprechen ab, bald wieder zu kommen: dann würde er seine Tochter anrufen und die würde dann mit mir shoppen gehen. Nach einem weiteren gemeinsamen Tee verabschieden wir uns; Johannes und ich wollen weiter, zu unserer letzten Station:
Delhi
Indiens Hauptstadt ist heißer als alle anderen Städte zuvor. Am Bahnhof treffen wir Susanne, die schon mit ein paar anderen Freiwilligen hier ist und uns schon ein Hotel gesucht hat. Wir wohnen sehr Zentral, nicht weit von der nächsten Metro-Station. Den Abend verbringen wir mit den anderen Deutschen, bei einem Bier werden Reisegechichten ausgetauscht, Susanne versorgt mich außerdem mit den neusten Geschichten aus unserem Projekt. Während ich unterwegs war, ist sie in Ch.nagara geblieben; jetzt wo ich bald wieder dort bin beginnt sie ihre Reise durch den Norden.
Am nächsten Tag besichtigen wir das Rote Fort Delhis und laufen ein wenig durch die (angeblich) sehr geschäftige Altstadt. Leider ist es Sonntag, und die Geschäfte und Bazaare sind geschlossen. Abends gehen wir ins Kino und sehen einen 3D-Film. Der nächste Tag ist der letzte für Johannes. Er kauft sich noch einen Treckingrucksack, und dann müssen wir auch schon zum Flughafen.
Johannes ist weg und ich bin wieder alleine. Am nächsten Morgen geht auch mein Flug zurück nach Bangalore.
Jetzt bin ich wieder in Chamarajanagar. Die Kinder haben Ferien; einige sind bei ihren Familien, doch die meisten sind hier geblieben. Für die älteren gibt es ein Filmprojekt, dort helfe ich so gut es geht. Den Rest der Zeit verbringe ich mit malen und Spaziergängen; außerdem wollen die kleinen Jungs andauernd Ballons haben, die ich natürlich immer brav in der Stadt kaufe. Für die Mädchen habe ich neulich Wackelpudding gekocht, schließlich hatte ich ja Geburtstag! Das grüne Zeug fanden sie erst etwas seltsam, aber am Ende hat es doch allen geschmeckt.
Ende Mai werde ich nochmal mit Susanne nach Gokarna fahren, ein bisschen am Strand liegen, im Meer baden und Kraft sammeln für die letzten zwei Monate hier!