Mittwoch, 22. Juni 2011

Der Alltag hat uns wieder...

Nun sind die Ferien vorbei, der Deenabandhu-Alltag hat uns wieder auf seine ganz spezielle Art und Weise im Griff.
Die Kids sind in den Ferien unglaublich groß geworden, und als unsere Kindergarten-Jungs dieses Jahr in die 1. Klasse gekommen sind war ich beinahe stolz auf die kleinen Kerle! Plötzlich sind sie nicht mehr die kleinen süßen, sie gehören jetzt auch zu den großen Schulkindern. Der Eindruck wurde noch verstärkt indem wir drei neue, kleinere Jungs im Alter von 3-5 ins Projekt bekommen haben, die jetzt unsere "Babys" sind und von den anderen liebevoll umsorgt werden. Allgemein hat sich an der Besatzung in unserem Projekt einiges geändert. Manche Kinder kamen einfach nicht mehr aus den Ferien zurück; nach und nach kam dann raus dass sie wieder bei ihren Familien sind. Schön für die Kinder, schade für uns - wir konnten uns nicht einmal verabschieden.
Im Girls' Home gab es ordentlich Zuwachs. Vor den Ferien waren hier 17 Mädels, jetzt sind es 30! Unsere Jungs sind (natürlich) auch sehr angetan von diesen Neuzugängen ;)
Auf Seiten der Angestellten gibt es auch zwei Neuzugänge. Unsere älteren Jungs (15+) hat in letzter Zeit etwas die Disziplin vermissen lassen, die Konsequenz ist nun ein ca. 50-jähriger Inder, der für eben diese bei den Jungs sorgen soll. Er ist auch wirklich streng, sein Bambusstock ist sein bester Freund, anders kann er sich anscheinend nicht durchsetzen. Frauen scheinen ihm zuwider, jedenfalls redet er nicht mit uns. Vielleicht ist er auch böse, immerhin verbünden wir uns mit den Kindern wenn er wieder mit seinem besten Freund auf Tour ist.
Unserem Chef ist aufgefallen, dass viele Kinder nicht richtig lesen und schreiben können (wir reden hierbei von Kannada, wo meine Lese- und Schreibkenntnisse auch mehr als nur beschränkt sind) und hat daher eine Frau ins Projekt geholt, die den Kindern abends beim Hausaufgaben machen hilft und mit ihnen Kannada übt. Schön und gut, lesen und schreiben ist wichtig - blöd nur das wir deswegen kein Englisch mehr machen können für die Kids, wobei das auch nötig wäre; aber es reicht anscheinend wenn man auf Englisch mit Mühe und Not seinen Namen schreiben und lesen kann, der Rest ist Kür.
In der Schule erwartete uns am ersten Tag nach den Ferien ein mittelschwerer Schock: Unser Englischlehrer, Mahesh, hatte gekündigt und war weg! Wiedermal hatte uns niemand darüber informiert, wieder konnten wir uns nicht verabschieden, ich war sauer, und zwar so richtig. Immerhin hatten wir es uns zur Aufgabe gemacht, Maheshs Englisch zu verbessern, ihm ein paar Ideen für den Unterricht zu geben, kurz gesagt, ER war unsere Hauptaufgabe hier. Und dann ist er weg, die ganze Arbeit der letzten 9 Monate ist weg, alles für die Katz. Na vielen Dank! Indischer Informationsfluss ist ein Alptraum. Der neue Englischlehrer heißt netterweise auch Mahesh, immerhin keine namentliche Änderung - ob das wohl extra war?! Er ist 22, hat keine Ahnung vom unterrichten und auch keine allzu große Ahnung von seinem Fach. Was diese zwei weißen da eigentlich machen versteht er irgendwie auch nicht, es ihm erklären verlief im Sande mangels sprachlicher Parallelitäten, und somit läuft unsere Arbeit in der Schule auch eher gegen null zur Zeit. Aber es gab auch einen Lichtblick: Der neue Mahesh war ein paar Tage lang nicht da, und so haben wir seine Unterrichtsstunden übernommen, unter anderem auch in der 7. Klasse, welche ich im letzten Schuljahr in Englisch mit unterrichtet habe. Die Klasse hat mich viele Nerven gekostet, 35 laute Kinder die einfach nicht stillsitzen wollten und sich genauso wenig merken konnte. Doch jetzt nach den Ferien geschah ein kleines Wunder! Ich dachte mir: Vielleicht sollten wir nach 2 Monaten Ferien einfach mal das wiederholen, was wir vor dern Ferien gelernt haben. Und siehe da: Die Kinder konnten es noch!!! Und nicht nur das, die ganze Stunde über waren sie wunderbar ruhig und aufmerksam! Es war wie im Himmel, und ich war beinahe stolz auf meine Lehrer-erfolge. So schön kann es dann halt doch manchmal sein mit den kleinen Monstern ;)
Am 1.7. steht bei uns der nächste Höhepunkt an. Wie bereits erwähnt arbeiten wir im Moment an einem internationalen Filmprojekt, und unsere Arbeit wird an eben diesem Tag den Schülern, Eltern und interessierten Bürgern Ch.nagaras vorgestellt. Neben unseren Filmen gibt's auch noch Filme aus Schweden und Wales zu bestaunen, ebenfalls von Schülern produziert. Im Moment plage ich mich damit, die Filme aus dem Internet runterzuladen, wobei man für einen Film (der am Ende so 5-10 min lang ist!) locker mal 8 Stunden download-Zeit veranschlagen muss. Und wenn der Chef dann zwischendurch das Modem ausstellt (böse, böse Strahlung!), dann fängt man halt nach 7 1/2 Stunden nochmal von vorne an. Die Kids sollten eigentlich fleißig am Programm arbeiten, Einladungen verteilen, Reden schreiben, Poster mit Fotos basteln....eigentlich! Denn Cricket spielen und selbst Gartenarbeit scheinen tausendmal spannender. Und da meine Kannada Schriftkenntnisse wie gesagt sehr beschränkt sind, kann ich leider auch keine Einladungen schreiben! Was macht man da? Tja...am besten zu irgendeinem Gott beten, dass das alles noch irgendwie klappt. Welcher Gott? Gute Frage, weiß ich auch nicht, aber es gibt bestimmt einen für diesen Zweck. Es gibt immer einen!
In diesem Sinne - genießt den deutschen Sommer, in Indien beginnt langsam der Monsun, ich friere mir hier bei ca. 20 Grad bildlich gesprochen den Hintern ab...bis demnächst liebe Leute, bald sehen wir uns ja schon wieder!
Neulich auf der Hochzeit von dem Neffen unserer Köchin und der Schwester einer unserer Projekt-Jungs...

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